Piper Fantasy

Kultur

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Bereits vor Jahrtausenden gab es aufwendig gebaute Holzhäuser mit Reetdächern
Ich bin Arri, die Heilerin. Schon meine Mutter Lea war Heilerin. Von ihr habe ich viel geheimes Wissen übernommen. Bevor mich turbulente Erlebnisse aus meinem beschaulichen Leben reißen, habe ich die Gelegenheit gehabt, tief in die Kultur verschiedener Völker einzutauchen.

Wie das kommt, ist schnell erzählt. Meine Mutter Lea stammt aus einer versunkenen Welt, die in einer Sturmflut untergegangen ist. Von ihr habe ich viele Geheimnisse erfahren. Aufgewachsen bin ich dann in einem kleinen Fischerdorf, wie es typisch für meine Zeit ist. Umgeben von Wiesen, Feldern und Wäldern führten wir dort ein friedliches Leben. Dabei waren wir nicht vollkommen selbstbestimmt, denn der Hohepriester des Heiligtums Goseg herrschte mit strenger Hand über das Land. Goseg selbst liegt hinter einem Palisadenzaun. Dort ergeben sich massive Steinbauten, die von einem aus riesigen Monolithen gebildeten Steinkreis überragt werden.

Ob ich mir das alles aus den Fingern gesaugt habe? Sicherlich nicht. In eurer Zeit hat man Goseg wieder entdeckt, und damit auch die Überreste des Palisadenzauns, der Steinbauten – und natürlich des Steinkreises. Und auch die Überreste kleinerer Siedlungen wie der, in der ich groß geworden bin, hat man inzwischen ausgegraben können. Zur Überraschung der Archäologen stießen sie dabei auf die Hinterlassenschaften meiner Kultur, die der Eures Mittelalters in vielen Punkten ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen war.
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Megalithkultur: Farbig markiert sind die Siedlungsgebiete der Menschen, die Steinkreise und Hügelgräber hinterließen
Was war eigentlich vor 3623 Jahren los? Was passierte in dieser Zeit in Ägypten, was in Babylonien, was in Mitteleuropa?
Wir alle haben Dutzende Bilder von der griechischen, babylonischen und altägyptischen Hochkultur im Kopf. Die Cheops Pyramide war bereits tausend Jahre alt, als Arri das Licht der Welt erblickte, und der Turm zu Babel bereits 700 Jahre zuvor zerstört worden. Die Welt war im Umbruch.

Die Jungsteinzeit soll vor 3860 ausgeklungen sein, als nur 200 Jahre vor Arris Geburt. Bereits zum Ende der Steinzeit hin kam es zu großen Umwälzungen. Aus Jägern und Sammlern wurden Schritt für Schritt Bauern und Viehzüchter. Gleichzeitig hielten erste Errungenschaften wie der Webstuhl und das Rad Einzug ins tägliche Leben. Parallel entstanden kultische Großsteinbauten.

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Außer dem hier abgebildeten Stonehenge gab es in ganz Europa ähnlich monumentale Bauwerke
Die jungstein- und bronzezeitlichen Steinkreise, Tempel und Gräber aus riesigen, weitgehend unbehauenen Steinen gehören den jeweiligen Kluturkreisen an. Zusammen werden sie als Megalithkultur bezeichnet. Sie alle dienten als Kultstätten.

Vielerorts entstanden dorfartige Siedlungen mit langen, hallenartigen Holzpfostenhäusern, die eine Länge von bis zu 30 m erreichen konnten und Mensch und Tier Schutz boten. Während dieser Zeit veränderte sich das Landschaftsbild nachhaltig, denn für den Ackerbau und die Siedlungsplätze mussten große Waldgebiete gerodet werden.
Einer der gewaltigsten Herrscher des Altertums war ein Zeitgenosse von Arris direkten Vorfahren: Hammurabi. Er herrschte ein knappes Jahrhundert vor Arris Geburt und führte als König von Sumer und Akkad die erste Dynastie von Babylonien zur Blüte. Seine berühmteste Leistung ist eine Rechtssammlung, die in Stein gehauen vollständig erhalten ist. Diese auf einer mehr als mannshohen Stele aufgezeichnete Sammlung umfasst 282 Gesetzesparagraphen. Das alte Ägypten hatte dagegen seine erste Glanzeit bereits hinter sich. Von der Dynastie des Zwischenreichs vor knapp 4000 Jahren ist kaum mehr bekannt als von der Hochkultur, die zeitgleich in Mitteleuropa zur Blüte kam.
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Heilerinnen verfügten über viel Detailwissen über natürliche Heilmittel aus Pflanzen und Mineralien
Arri hatte noch niemals ein Haus gesehen, das zur Gänze aus Stein erbaut war, aber dieses hier war es; zumindest der Raum, in den man sie gebracht hatte, vermutlich aber das ganze Haus. Das war ungewöhnlich genug. Doch mindestens ebenso ungewöhnlich wie das Baumaterial, aus dem die kahlen Wände bestanden, die sie umschlossen, war auch die Art seiner Verarbeitung. Mauern aus Stein oder auch zumindest zum Teil gemauerte Wände hatte sie bereits in Targans Langhaus gesehen, noch nie aber solche wie hier. Die Erbauer dieses sonderbaren Hauses hatten sich nicht damit begnügt, mehr oder weniger passende Steine aufeinander zu schichten und irgendwie miteinander zu verbinden; die Wände bestanden aus gewaltigen, sorgsam behauenen Blöcken, von denen jeder einzelne länger war als ihr ausgestreckter Arm, und so dick wie vier übereinander gelegte Hände mit gespreizten Fingern. Was schon ein einzelner dieser gewaltigen Brocken wiegen mochte, das konnte sich Arri nicht einmal vorstellen, geschweige denn, wie man ihn hierher gebracht und so sorgsam bearbeitet hatte. Die Oberfläche der Steine war glatt wie raues Eis, und die Fugen schienen kaum breit genug, um einen Fingernagel dazwischen zu schieben.
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Gefäße aus Ton und Keramik gehörten genauso wie Gegenstände aus Bronze mit zum Alltag
Um 2200 v.Chr. bildeten sich die frühbronzezeitlichen Kulturen aus, ab etwa 2000 hatte sich der Bronzeguss eingebürgert. Bronze: (Legierung aus Kupfer und Zinn): hatte auf Grund der einfachen Legierung und optimalen Haltbarkeit (dem Eisen wesentlich überlegen) großen Erfolg.
Während der Bronzezeit erfolgte ein Aufschwung des Metallgießens, der sich vor allem in ihrer Spätzeit auswirkte. Dieser Aufschwung wurde durch das Beimischen von Zinn zum Kupfer ermöglicht, wodurch Bronze entstand. Dadurch wurde das Material geschmeidiger, sodass auch kleinere Gegenstände hergestellt werden konnten. Bis sich diese Methode durchsetzte, bestand Schmuck aus Kupfer. Geräte und Waffen wurden aus Knochen, Steinen und Geweih hergestellt.

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